Anne Welte & Friends

Anne Welte & Friends Gala Nr. 9 - Bürgerhaus Neunkirchen 2011

Ovationen für Anne Welte! " Ex-No Angel zog Zuschauer in ihren Bann"

Ein Musicalstar zu Gast in der heimlichen saarländischen Musical-Hauptstadt. Dass das zusammenpasste, zeigte sich an den Zugabeovationen und dem Applaus der Zuschauer im ausverkauften Bürgerhaus.

Neunkirchen. Tosender Applaus und Zugabeovationen unterstrichen die Begeisterung der Besucher zum Ende der Anne Welte & Friends Gala am Samstagabend im Neunkircher Bürgerhaus. "Über diese großartige Veranstaltung wird man noch lange sprechen", freute sich Peter Bierbrauer von der Neunkircher Kulturgesellschaft. "Diese Gala vor ausverkauftem Haus war beste Werbung für unsere Stadt." Diesem Urteil schloss sich spontan auch Neunkirchens Oberbürgermeister Jürgen Fried an: "Eine tolle Gala mit fantastischen Künstlern." Klar, dass der bekennende Musicalliebhaber Fried die Gelegenheit nutzte, um nach der Show Ex-No Angel Sandy Mölling, Sascha Thomas Krebs, Kevin Tarte und Anne Welte übers Musicalgeschehen in Neunkirchen zu informieren. Das Neunkircher Musicalprojekt, Musicalschule und insbesondere die Kompetenz der Neunkircher Musicaldozenten sorgten bei den Galateilnehmern für Überraschung. "Ich finde es toll, was hier entsteht", so Sandy Mölling. Anne Welte, die die Entwicklung von Neunkirchen zur Musicalstadt des Saarlandes seit längerem verfolgt, lobte die Verantwortlichen für ihr Engagement. "Man spürt, dass man es will. Das ganze Geschehen wird in Neunkirchen professionell angegangen, insbesondere mit der Fachkompetenz der Dozenten an der Neunkircher Musicalschule ist man auf dem richtigen Weg." Oberbürgermeister Jürgen Fried, der Anne Welte erst einmal in ihrer Paraderolle als "Madame Thenadier" im bekannten Musical "Les Misérables" erlebt hatte, war nicht nur von der künstlerischen Seite des in Püttlingen geborenen Musicalstars begeistert.

"Anne Welte ist herzlich und ganz ohne Starallüren." Gerade hatte sich die Wahlhamburgerin mit einigen Bussis und liebevoller Plakat Anne Welte & Friends 8Umarmung für ihren Fauxpas zum Ende der Gala entschuldigt. Dort hatte die Künstlerin Neunkirchens Oberbürgermeister zum Bürgermeister degradiert, was dieser schmunzelnd zur Kenntnis nahm und beim After-Show-Treffen korrigierte. "Neunkirchen ist schon eine so große Stadt, dass sie sich einen Oberbürgermeister leisten kann." Für eine mehr als positive Überraschung sorgte Anne Welte auch bei Klaus Dieter Hilscher, dem Geschäftsführer des Städtischen Klinikums Neunkirchen. Bei einem gemeinsamen Abendessen am Vorabend der Show entschloss sich Anne Welte spontan zu einem kostenlosen Galakonzert im kommenden Februar im Neunkircher Krankenhaus. Die Mutter der Künstlerin war im vergangenen Jahr dort als Patientin untergebracht und, so Anne Welte, "allerbestens versorgt und behandelt worden". "Jetzt kriegen wir unsere eigene kleine Gala", freute sich Klaus Dieter Hilscher, der das Angebot gerne entgegennahm. Für alle anderen Galaliebhaber soll es natürlich mit der Anne Welte & Friends Gala in Neunkirchen auch weitergehen. "Mir macht das einfach Spaß hier in Neunkirchen", so Anne Welte. "Das Umfeld stimmt, die Zusammenarbeit mit der Neunkircher Kulturgesellschaft ist hervorragend - wo soll man seine Gala besser präsentieren als in der Musicalstadt des Saarlandes.Neunkirchen. Lautes Gemurmel im Saal, Nebel weht über die leere Bühne des Neunkircher Bürgerhauses. Plötzlich erwacht die Bühne zum Leben: Eine quirlige Frau im knallroten Kleid singt voller Kraft "New York, New York". Die Sängerin und Musical-Darstellerin Anne Welte hatte zu einem musikalischen Abend geladen. "Anne Welte and friends" hieß es bereits zum zweiten Mal in Neunkirchen. Mit dabei waren Sandy Mölling, Kevin Tarte und Sascha Krebs.

Anne Welte hatte zwar etliche Kilos, aber weder an guter Laune noch an Stimme verloren. Hits wie "Maybe this time" sang sie gewohnt kraftvoll und oftmals augenzwinkernd, Kollege Sascha Krebs überzeugte durch Vielseitigkeit und gesangliche Professionalität. Positiv überrascht waren viele von der Qualität von Sandy Möllings Darbietungen. Im Gegensatz zu ihren No Angels-Songparts sang sie mit großem Stimmvolumen und zog die Zuhörer in ihren Bann. Auch Kevin Tarte stand dem in nichts nach. Zwischen den Songs plauderte Anne Welte mit ihren Gästen. "Musical habe ich früher nie gespielt. Das ist Neuland für mich", verriet Sandy Mölling. Zusammen mit Anne Welte spielt sie in diesem Jahr in "Geist der Weihnacht".
"Kommen Sie doch nach Frankfurt", forderte Welte das Publikum auf. Nach zwei Zugaben machten sich die Fans gut gelaunt auf den Heimweg. chr

Von Saarbrücker Zeitung vom 26.10.2011 von SZ Mitarbeiter Andreas Detemple

Anne Welte and Friends IX – Ein Genuss fÜr jeden Musical-Liebhaber

Einmal im Jahr läßt Anne Welte einen Hauch von Broadway im kleinen und wirklich nicht mit wahren Musicalleckerbissen verwöhntem Saarland wehen. Denn dann lädt die sympathische Musicaldarstellerin (u. a. bekannt aus "Tanz der Vampire", "Vom Geist der Weihnacht" sowie der tecklenburgischen Version von "Crazy for you") drei ihrer zahlreichen Freunde aus der Musical-Welt in ihre saarländische Heimat ein. Mittlerweile zum neunten Mal und bereits zum zweiten Mal in das tolle Ambiente des Neunkircher Bürgerhauses. Und jedes Mal mag man behaupten, es sei die beste Show gewesen und die aktuelle Gala sei nicht mehr zu toppen. Aber irgendwie schafft es die charismatische Anne sich immer wieder selbst zu übertreffen: Das liegt sicherlich zum einen an den Gästen, der Songauswahl, an der musikalischen Begleitung - wie jedes Mal die fulminant aufspielende und aus acht Mitgliedern bestehende "Achim Schneider Band", zum anderen auch am vertrauten und intimen "Wohnzimmerflair", denn zwischen den Songs nimmt sich Anne Zeit, um mit ihren Freunden zu plaudern und es gelingt ihr immer wieder, auch Persönliches von ihnen zu entlocken. Und auch dieses Mal – wie konnte es sein – legt Anne Welte die Meßlatte für die – hoffentlich – im nächsten Jahr stattfindende Jubiläumsgala wieder ein wenig höher.

Traditionell wird die Show durch die Ouvertüre aus "Les Misérables" sowie dem Klassiker "New York, New York" eröffnet, der wie immer von der Gastgeberin, die sich im Vergleich zum vergangenen Jahr um etliche Kilos leichter in einem atemberaubenden roten Ballkleid präsentierte, gekonnt zum Besten gegeben wurde.

Auch bei ihren weiteren Liedern an diesem Abend, u. a. "I ´m an American Woman" aus dem Musical "Rebecca" und einem Potpourri aus Klassikern, wie "Hello Dolly" und "My Fair Lady", konnte die herzliche und bodenständige Anne Welte mit ihrer kraftvollen, aber auch gefühlvollen und klaren Stimme uneingeschränkt beim Publikum punkten. Besonders hervorzuheben sind ihre mitreißenden Interpretationen des "Cabaret"-Hits "Maybe this time" und "So viele Lieder sind in mir" von der Sängerin Nicole, die sie mit Bravour hervorragend meisterte und mit minutenlangem Applaus von den Zuschauern im ausverkauften Bürgerhaus belohnt wurde.

Sascha Krebs wurde an diesem Abend als erster Gast von Anne begrüßt.

Der gutaussehende, langhaarige Rocker erhielt seine klassische Gesangs- und Schauspielausbildung in Heidelberg und Hamburg. Sein erstes Engagement hatte er in Tecklenburg, dort spielte er im "Zigeunerbaron" und in "Hair". Des weiteren spielte er in der "Rocky Horror Show", war als "Claude" in "Hair" am Saarländischen Staatstheater zu sehen und verkörperte unter der Regie von Roman Polanski den "Herbert" im "Tanz der Vampire" am Wiener Raimund Theater. Ferner schlüpfte er in die Titelrolle in Webbers Rock-Oper "Jesus Christ Superstar" in nicht weniger als acht verschiedenen Produktionen. Anfang des nächsten Jahres wird er bei der "Rock meets Classic"-Tour mit von der Partie sein.

Schon mit seinem ersten Lied, der gefühlvollen und kraftvollen Interpretation von "Nessun dorma" aus der Oper "Turandot", sorgte Sascha Krebs für einen hohen Gänsehautfaktor im Zuschauerraum und bei dem einen oder anderen Zuschauer kullerten ein paar Tränen. Auch seine weiteren Auftritte an diesem Abend u.a. mit Songs von John Miles ("Music") und aus "We Will Rock You!" ("We are the Champions" und "We will rock you") feierte das Publikum mit tosendem Applaus. Mit einem unter die Haut gehenden "Written in the stars" im Duett mit Sandy Mölling aus "Aida" bewies er seine Vielseitigkeit und dass er nicht nur der Mann für die lauten Töne ist. Schade, dass man Sascha im Saarland eher selten sieht.

Als weiteren Gast an diesem wunderbaren Abend konnte Anne Welte den US-Amerikaner Kevin Tarte begrÜßen.

Kevin Tarte studierte an der Seattle University Theatergeschichte, Bühnendesign und Geis-teswissenschaften sowie an der Eastman School of Music in Rochester klassischen Gesang. 1988 wurde er bei den Heidelberger Schlossfestspielen für die Titelrolle des "Prinz Karl-Franz" in der Operette "The Student Prince" von Sigmund Romberg engagiert. Seine ersten Musicalerfahrungen in Deutschland sammelte er 1989 im Webber-Musical "Cats", wo er im Hamburger Operettenhaus die Rollen des "Old Deuteronomy" und des "Growl Tiger" verkörperte. Anschließend war er der "Gaston" und das "Biest" in "Disneys Die Schöne und das Biest" sowie der "Herzog von Buckingham" in "Die 3 Musketiere" und der "Julian Marsh" in "42nd Street". Seit dem Jahr 2000 ist Kevin immer wieder als "Graf von Krolock" im Stück "Tanz der Vampire" auf der Bühne zu sehen – zunächst in Stuttgart, dann in Hamburg, Oberhausen sowie vor kurzem beim Revival in Stuttgart. Von Februar bis Mai 2012 wird er wiederum in seiner Paraderolle – diesmal im Berliner "Stage Theater des Westens" – das Publikum begeistern.

Dass Kevin Tarte zu den angesagtesten Musicaldarstellern im deutschsprachigen Raum zählt, ist zweifelsohne bekannt. Für seine Interpretationen von "Engel aus Kristall" ("3 Musketiere"), "This is the Moment" ("Jekyll & Hyde"), "Der letzte Tanz" ("Elisabeth") und natürlich "Die unstillbare Gier" ("Tanz der Vampire") zog der stets gut gelaunte Sunnyboy alle Register sei-nes Könnens und erhielt lang anhaltende Ovationen vom Neunkirchener Publikum.

Wie immer durfte auch ein weiblicher Gast bei der Gala nicht fehlen. Und dieser war wirklich die Überraschung des Abends: Sandy Mölling, die eher bekannt ist als Mitglied der Popgruppe "No Angels".

Im vergangenen Jahr konnte Sandy Mölling ihre ersten Musicalerfahrungen sammeln, als sie im November und Dezember 2010 neben Anne Welte im Kölner Musical Dome in der Rolle "Engel/Belle" im Stück "Vom Geist der Weihnacht" zu sehen war. Dieses Jahr wird Sandy wieder mit von der Partie sein – zunächst im Deutschen Theater München (Premiere am 24. November) und ab dem 20. Dezember in der Alten Oper Frankfurt. Mit Songs u. a. aus den Musicals "Jekyll & Hyde", "Grease" und "Aida" bewies die stimmgewaltige Sandy ausdrucksstark, dass sie auch das Musicalgenre uneingeschränkt beherrscht und konnte das Publikum mit ihren jeweiligen Darbietungen in den Bann ziehen. Hoffentlich ist der "Geist der Weihnacht" nicht eine Eintagsfliege für Sandy Mölling. Es wäre wünschenswert, sie weiterhin auch in anderen Stücken auf der Bühne zu sehen, denn sie wäre zweifelslos eine Bereicherung für die Musicallandschaft!

Nach rund drei Stunden und den traditionellen Zugaben "Wenn man Freunde hat" und "Das Lied des Volkes" verabschiedete das Neunkircher Publikum Anne Welte und ihre stimmgewaltigen Freunde mit frenetischem, nicht aufhörendem Applaus und Standing Ovations.

Und das zu Recht! Die saarländischen Musicalfans freuen sich schon aufs nächste Jahr, wenn es hoffentlich heißt " Anne Welte & Friends X"!
"musical total" Dienstag, 01. November 2011


Anne Welte & Friends: Kevin Tarte, Sascha Krebs und Sandy Mölling
gaben sich im Saarland die Ehre

Gute Freunde, starke Stimmen und ein Verdauungsschnaps zwischendurch

Auf die Frage nach den bekanntesten Saarländern mag man jenseits des kleinsten deutschen Flächenstaates recht unterschiedliche Antworten bekommen. Einigen wir uns an dieser Stelle auf Oskar Lafontaine, Heinz Becker und ... Anne Welte! Letztere gilt, ganz im Gegensatz zu ihrem Kollegen aus der Kabarett-Fraktion, als Prophet im eigenen Land sehr wohl etwas. Während der Dudenhöffer-Gerd überall in Germanien punkten kann, nur eben daheim nicht, ist seine vokal-granatige Landsmännin diesseits und jenseits der Landesgrenzen eine populäre und gut gelittene Figur. Und wenn sie dann,"with a little help from her friends", noch ganz gezielt ihren Heimvorteil ausspielen kann, wie unlängst in Neunkirchen geschehen, um so besser.

Eins steht mal fest: Der Umzug aus dem Saarbrücker Congress Centrum in das wesentlich intimere Bürgerhaus Anne und Sandyder ehemalige Hüttenstadt bei gleichzeitiger Terminvorverlegung aus dem Dezember in den Herbst (am 22. Oktober 2011) hat dem Ganzen gut getan. Klappe, die Neunte: Im ausverkauften Saal des stark frequentierten Kulturtempels der saarländischen Kreisstadt gab sich die populäre Aktrice am dritten Oktober-Wochenende wieder die Ehre. Und dafür, dass keine One-Woman-Show draus wurde, sorgten, wie es Brauch ist, wieder ein paar Freunde von ihr. Nicht umsonst heißt die beliebte Gala-Reihe ja auch "Anne Welte & Friends". Nomen est omen!

Blendend disponiert

Mit von der klangvollen Partie waren in diesem Jahr neben der Gastgeberin wiederum drei exponierte Repräsentanten aus der Welt des Musik-Theaters, zwei "alte Hasen" und ein "Küken": Kevin Tarte, Sascha Krebs und Sandy Mölling. Eine gute Wahl, wie sich zeigen sollte. Dabei heraus kam ein dreistündiges Musical-Fest. Die Akteure packten einen großen Sack aus, und der war bis zum Rand gefüllt mit unsterblichen Melodien und der ein oder anderen seltener gehörten Klangperle. Und dazwischen verirrte sich immer auch wieder einmal ein "artfremdes" musikalisches Juwel, das man /frau auf einer derartigen Veranstaltung eigentlich gar nicht vermutete hätte. Der Fokus lag natürlich auf dem Musical-Bereich, doch die Grenzen sind ja auch hier fließend.
Was nützt das beste, gut gemeinte Programm-Gerüst, wenn das Fundament wackelt. Tat es in diesem Fall natürlich nicht. Mit Achim Schneider und seiner Band im Rücken weiß sich Anne Welte seit vielen Jahren auf der sicheren Seite. Und diesmal sollten die acht Instrumentalisten noch mächtiger aufdrehen als sonst. Die blendend disponierten Akteure taten es den Musikern gleich.

Was Kevin Tarte wirklich drauf hat

Kevin Tarte ist ja unter den Musicalkünstlern im deutschsprachigen Raum eigentlich derjenige, den man mehr als jeden anderen mit der Figur des Grafen Krolock aus dem "Tanz der Vampire" identifiziert. Kein Wunder: Niemand dürfte häufiger als Ober-Blutsauger auf der Bühne gestanden haben als er. Das war zuletzt in Stuttgart wieder der Fall, und wird auch demnächst in Berlin so sein, wo der US-Amerikaner, der seit über 20 Jahren in Deutschland lebt und arbeitet, als Erstbesetzung des Gruft-Fürsten angeheuert hat. Deshalb kam der ewige Bub mit der kraftvollen, warmen und nuancenreichen Stimme auch im Saarländischen um die "Unstillbare Gier" natürlich nicht herum.

Doch Tarte ausschließlich auf die Krolock-Rolle zu reduzieren, greift viel zu kurz und wird seinem Talent und seiner stilistischen Bandbreite auch nicht nur annähernd gerecht. Der Mann aus Seattle kommt ja ursprünglich aus der Opern- und Operettenecke und hat eine klassische Gesangsausbildung durchlaufen. Und das blitzt natürlich immer wieder durch und lässt sich nicht verleugnen, seit er 1989 bei Cats in Hamburg seine Leidenschaft fürs Musical entdeckte und zum Konvertiten wurde, ohne jedoch fortan seine Wurzeln zu verleugnen. In Neunkirchen switchte Tarte zwischen "Elisabeth" ("Der letzte Tanz!"), "Jekyll & Hyde" ("This ist he Moment") und den "3 Musketieren" ("Engel aus Kristall" hin und her, um zwischendurch mit "Why God Way" auch der von ihm verehrten "Miss Saigon" seine Aufwartung zu machen.

Anne Welte& Friends 9

Sascha Krebs ist eine ebenso schillernde Figur wie sein amerikanischer Kollege. Eine, die sich in keine Schublade pressen lässt. Doch der Rock 'n' Roll-Habitus verfolgt ihn auf Schritt und Tritt, was nicht ungelegen kommt und auch kein Zufall ist. Mal ganz davon abgesehen, dass der gebürtige Heidelberger von Anfang an bis zum (vorläufigen Berliner) Ende zur Stamm-Cast von "We will Rock You" zählte, hat er neben seinen diversen Bühnen-Engagements immer auch rockmäßig irgendetwas laufen. So ist der langmähnige Tausendsassa ab Januar nächsten Jahres unter dem Motto "Rock meets Classic" mit Legenden wie Ian Gillan (Deep Purple), Steve Lukather (Toto) und Chris Thompson (Manfred Mann's Earth Band) auf Tournee.

Ein Rocker auf dem Opern-Trip

Insofern war sein Intro in Neunkirchen schon etwas atypisch, vor allem auch für eine Musical-Gala: Mit einer packenden Version der Puccini-Arie "Nessun Dorma" aus "Turandot" glückte Krebs aber ein furioser Einstand. Da hatte der Mann schon beim Publikum gewonnen und zugleich angedeutet, wie breit er stilistisch und thematisch aufgestellt ist. Und er, eine begnadete Plaudertasche, war der Erste, der sich auf Anne Weltes Interview-Sofa einen Schnaps bestellte. Angeblich als Verdauungshilfe für das vor der Show im Bürgerhaus-Restaurant verspeiste Riesenschnitzel. Das hatte Signalwirkung auf die Kollegen, die in Folge ebenfalls Hochprozentiges orderten. Einige Reminiszenzen an die WWRY-Zeit, Headbanging inklusive, waren für Sascha Krebs mit "We will rock you" und "We are the Champions" allemal drin und ließen die Hütte rocken. Aber auch Bruce Springsteen, "der Boss", ließ da mit "Dancing in the Dark" fetzig grüßen.

Die Wandlung eines Anti-Engels

Sandy Mölling war, was ihre music-alische Vita anbelangt, das Nesthäkchen unter den Künstlern. Ihre Liebe zum Genre hatte die "No Angles"-Sängerin erst im vergangenen Jahr entdeckt, als sie in Köln eine dem Namen ihrer Band diametral entgegengesetzte Rolle übernahm: die des "Engels" im "Geist der Weihnacht". Als solcher wird sie auch in der diesjährigen Auflage der zauberhaften Charles Dickens-Adaption auf der Bühne stehen, und zwar im deutschen Theater in München und in der Alten Oper in Frankfurt.
Aber die blonde Sängerin hat inzwischen weit mehr zu bieten, wie sie u.a. mit "Someone like You" aus "Jekyll & Hyde", "Out her on my own" ("Fame"), "Hopelessly devoted to you" (Grease), "Easy as Life" (Aida) oder, im Duett mit Sascha Krebs, "Written in the Stars" aus dem gleichen Stück eindrucksvoll demonstrierte. Da darf man für die Zukunft noch einiges erwarten, zumal die Sängerin, wie sie gestand, jetzt erst richtig auf den Geschmack gekommen ist und sich jenseits ihrer Film- und TV-Engagements deshalb einen stärken Einsatz in der Welt des Musiktheaters durchaus vorstellen kann.

Bei einer derartig massierten Vokalpower wollte und konnte die Gastgeberin natürlich nicht zurückstehen und -stecken. Anne Welte, der der Tecklenburger Freilichtspiel-Intendant Radulf Beuleke ob ihrer Stimmkraft den Spitznamen "Granaten-Anne" verpasst hat, ließ musikalisch nichts anbrennen. Nach ihrer traditionellen Eröffnungs-Verbeugung vor Frank Sinatra ("New York, New York") setzte sie in Folge u.a. mit "I'm an American Woman" (aus "Rebecca), einem pfiffig arrangierten Valente-Musical-Medley, "Maybe this time" aus "Cabaret", Frankie Vallis "Can't take my Eyes off of you" und "So viele Lieder sind in mir" auf ihre eigene Art Akzente.

"Granaten-Anne" als Leichtgewicht

Die experimentierfreudige Künstlerin ist breit aufgestellt und operiert Stil- und Genreübergreifend. Und dabei scheint ihr nahezu alles fast spielend und mühelos zu gelingen. Sie ist seit Jahren eine feste Konstante im deutschsprachigen Musicalbetrieb, wechselt nach Belieben auch schon mal ins Regiefach ("Sekretärinnen") und ist auch sonst immer wieder für die ein oder andere Überraschung gut. Da musste man diesmal zunächst schon zweimal hinschauen. "Die Welte" ist gegenüber früher nur noch eine halbe Portion und dürfte mindestens 30 Kilogramm in den Sand gesetzt haben. Rank und schlank ist sie und kaum wieder zu erkennen. Sie sei aber keineswegs krank, beruhigte sie ihre Fans. Wohl alles eine Frage von Disziplin und Willen. Und wie man hören konnte, hat der pfundige Aderlass ihrer Stimme keineswegs geschadet, im Gegenteil.

Traditionell hat die Welte-Gala Überlänge, traditionell endet sie stets mit den gleichen Zugaben: "Wenn man Freunde hat" und dem "Lied des Volkes" aus Les-Mis. Und das wird sich auch nächstes Jahr sicherlich so sein. Dann steht ein Jubiläum an. Klappe, die Zehnte

Bericht von: Jürgen Heimann   |  Veröffentlicht am: 06.11.2011